Würdigung
So schwierig es ist, eine einträchtige Baugemeinschaft zu bilden, so kompliziert klingt es, dafür auch noch ein über 500 Jahre altes Kulturdenkmal zu nutzen – hier die Zehntscheuer im Tübinger Stadtteil Derendingen. Sich ihrer anzunehmen, barg Risiken, was nur mit herausragender Kenntnis alter Bausubstanz, klug durchdachten räumlichen und konstruktiven Konzepten sowie kenntnisreicher Detaillierung gelingen kann. Die Scheune lässt außen deutlich erkennen, dass pragmatisch in die Substanz eingegriffen werden musste – etwa bei der Öffnung der Fassade für die Belichtung der Tennen. Innendämmung und neue Fenster in rechteckigen Gefachen bewahren den Charakter des Gebäudes. Dass es aber deutlich verändert werden muss, um bewohnbar und ein Effizienzhaus weit über Normen zu werden, wird nicht verhehlt. Der Architekt wohnt mit Familie in einem Teil der Scheune – und wie hier die Wohnansprüche der Substanz angepasst wurden, zeigt eine architektonische Klasse, die zeitgenössisches Wohnen abseits aller Moden überraschend und beneidenswert interpretiert.